Jahresfinanzbericht 2016

LAGEBER I CHT 2 0 1 6  1 7 Bericht über den Geschäftsverlauf und die wirtschaftliche Lage Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2016 Da die Entwicklung der Weltwirtschaft naturgemäß Einfluss auf die Situation in Österreich und damit auch auf Regio- nalbanken hat, seien an dieser Stelle die bedeutendsten Entwicklungen des Jahres 2016 kurz skizziert. Zu Beginn des Jahres sorgten der zunächst schwache Ölpreis (Brent), der mit 26 USD pro Barrel ein Zehnjahrestief erreichte, sowie der chinesische Renminbi für Unsicherheiten auf den Märkten, und auf politischer Ebene lag das Augenmerk insbesondere auf dem US-Präsidentschaftswahlkampf und der Abstimmung über den Austritt aus der Europäischen Union in Großbritannien. Wirtschaftlich bedeutend war im ersten Halbjahr die An- kündigung eines weiteren Maßnahmenpakets der Europäi- schen Zentralbank (EZB), um den schwachen Inflationszahlen und Vertrauensindikatoren entgegenzuwir- ken. Zum einen wurde der Einlagenzinssatz auf –0,40 % gesenkt, zum anderen wurde das Anleiheankaufprogramm von 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro pro Monat ausgeweitet. Auch wurde das Ankaufspektrum um Unter- nehmensanleihen erweitert. Zusätzlich wurde noch ein neues, längerfristiges Refinanzierungsgeschäft aufgelegt (TLTRO II). Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone war im Quar- talsvergleich mit 0,5 % im ersten bzw. 0,3 % und 0,4 % im zweiten und dritten Quartal trotz volatiler Vertrauensindika- toren stabil. Der Arbeitsmarkt entwickelte sich positiv und die Arbeitslosenquote erreichte mit 9,8 % den niedrigsten Wert seit 2009. Auch die Inflation holte etwas auf und erreichte angesichts des höheren Ölpreises im November den Wert von 0,6 %, nachdem sie sich im ersten Halbjahr um null bewegte. Auch in der österreichischen Wirtschaft war ein Aufwärts- trend erkennbar. Dank des gestiegenen privaten Konsums und der Ausrüstungsinvestitionen ist die Wirtschaftsleis- tung im Jahresvergleich um 1,4 % gestiegen. Trotz eines starken Beschäftigungswachstums kletterte die Arbeitslo- senquote von 5,7 % auf 6,1 %. Die Inflation blieb mit 0,9 % niedrig. Für die Überraschung des Jahres sorgte der Ausgang des Referendums über den Verbleib bzw. Austritt Großbritanni- ens aus der Europäischen Union. Das von Premier David Cameron verhandelte Abkommen mit der EU konnte die Briten nicht überzeugen, für den Verbleib in der EU zu votieren. Um einen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden, reagierte die Bank of England mit einer Zinssenkung von 25 Basispunkten, einem Anleiheankaufprogramm von Staats- und Unternehmensanleihen und einem großange- legten Kreditförderprogramm. Die Maßnahmen zeigten Wirkung, der Einkaufsmanagerindex erreichte nach einem Tief im Juli sogar Vor-BREXIT-Werte. Das Wirtschafts- wachstum im dritten Quartal kam dank des starken Kon- sums im Quartalsvergleich bei 0,6 % zu liegen, und die Inflation stieg aufgrund des Rückgangs des britischen Pfundes deutlich. In Amerika stellte die US-Notenbank Anfang des Jahres 2016 noch vier Zinserhöhungen in Aussicht. Aufgrund fallender Rohstoffpreise, sinkender Inflationserwartungen und einer temporären Schwäche des US-Arbeitsmarktes revidierte sie ihren Ausblick im ersten Halbjahr allmählich nach unten. Im zweiten Halbjahr besserte sich jedoch die Lage, worauf die US-Notenbank die Zinsen zum zweiten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise erhöhte. Nach einem eher durchwachsenen ersten Halbjahr gewann die US- Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte – gestützt durch den starken Konsum – an Fahrt, und das Wirtschaftswachstum erreichte im Jahr 2016 einen Wert von 1,6 %. Die Arbeits- losenrate verbesserte sich weiter und erreichte im Novem- ber 4,6 % – nach Definition der FED Vollbeschäftigung. Das zweite überraschende Ereignis dieses Jahr war ohne Zwei- fel die US-Präsidentschaftswahl. Die von Analysten vo- rausgesagten Turbulenzen nach dem Sieg von Donald Trump waren nur von kurzer Dauer. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der zukünftigen Trump-Politik wurden von den Märkten letztendlich positiv eingeschätzt und die so- genannte „Trump-Rallye“ an den Börsen setzte ein. In Japan präsentierte die Bank of Japan Anfang des Jahres unter dem Namen „quantitative und qualitative Lockerung mit negativem Zinssatz“ ihre neuen Maßnahmen gegen die schwache Inflation. Im September stellte die Zentralbank ihr neues Konzept zur Zinskurvensteuerung vor, um trotz niedriger kurzfristiger Zinssätze die Renditen langfristiger japanischer Staatsanleihen bei rund 0 % halten zu können. China setzte weiterhin auf ein auf Schulden basierendes Konjunkturprogramm, statt die angekündigten strukturellen Reformen umzusetzen. Das Wirtschaftswachstum konnte so in den ersten drei Quartalen bei 6,7 % gehalten werden. Nachdem Immobilienpreisindikatoren im dritten Quartal Anzeichen einer Überhitzung zeigten, wurde der politische Kurs aber in Richtung Entschuldung geändert.

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