Halbjahresfinanzbericht 2020

6  HA LBJAHRESLAGEBER I CHT 2 0 2 0 gerfristige Refinanzierungsmöglichkeiten für Banken ge- schaffen. Zudem wurden in den einzelnen Ländern ausge- dehnte fiskalpolitische Maßnahmen – wie zum Beispiel Kurzarbeitsprogramme, höhere Gesundheitsausgaben, Ein- kommensunterstützung für Haushalte, Steuerstundungen, öffentliche Kredite und Kreditgarantien – beschlossen. In Er- wartung einer steigenden Staatsverschuldung und damit einhergehend einem Anstieg des Risikos einer Staatsschul- denkrise stellte die Europäische Kommission den Mitglied- staaten ein € 750 Mrd. schweres Programm aus Zu- schüssen und Krediten vor, um gerade die gefährdeten Län- der, wie zum Beispiel Italien, Spanien, aber auch Frankreich, zu unterstützen. Aktien- und Rentenmärkte Auf die starke Ausbreitung des COVID-19-Virus in Europa und den USA und das Inkrafttreten der ersten Ausgangs- sperren reagierten die Märkte dramatisch: Aktien und an- dere risikoreichere Anlagen fielen binnen kurzer Zeit scheinbar ins Bodenlose. So gaben der DAX und der EURO STOXX 50 zeitweise um mehr als 40 % nach. Der S&P 500 verlor vorübergehend über 35 %. Dank der weltweit expan- siven Zentralbanken und der Wirksamkeit der getroffenen Eindämmungsmaßnahmen konnten sich die Aktienmärkte rasch wieder erholen. Das Halbjahr beendete der EURO STOXX 50 bei –13,6 %, der DAX bei –7,1 % und der S&P 500 gar nur bei –4 %. Am Anleihenmarkt waren sichere Veranlagungen gesucht. So sanken die Renditen von zehnjährigen deutschen Bun- desanleihen zwischenzeitlich auf unter –0,9 % und markier- ten somit ein neues Allzeittief. Schlussendlich lag der Rückgang im ersten Halbjahr bei –0,27 % und das absolute Niveau bei –0,45 %. Aufgrund des vergleichsweise höheren Ausgangsniveaus und der raschen Zinssenkungen der US- Notenbank (FED) gaben die Renditen der zehnjährigen US- Treasuries mit –1,26 % deutlicher nach und befanden sich Ende des ersten Halbjahres etwas über 0,66 %. Rohstoffe und Währungen Am Währungsmarkt gab sich der Euro gegenüber den ande- ren Hauptwährungen volatil, bewegte sich aber über das ge- samte Halbjahr gesehen zum US-Dollar und japanischen Yen kaum. Das britische Pfund hingegen verlor sowohl gegen- über dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar über 6 %. Aufgrund des enormen Nachfragerückgangs in der Lock- down-Phase und von Uneinigkeiten zwischen den erdölex- portierenden Ländern hinsichtlich der Fördermengen verfiel der Ölpreis in noch nie dagewesenem Umfang: Die Sorte WTI handelte kurzzeitig wegen überfüllter Lager mit negati- ven Preisen von bis zu –40 USD pro Barrel. Der Preis der Nordseesorte BRENT gab um über 50 USD auf 20 USD pro Barrel nach. Bis zum Ende des Halbjahres entspannte sich die Lage etwas und der Preis der Nordseesorte BRENT stieg wieder auf über 40 USD pro Barrel. Der Goldpreis legte mit +17,4 % deutlich zu. Österreich Nach Italien war Österreich eines der ersten von COVID-19 betroffenen Länder Europas. Die österreichischen Behörden reagierten rasch: Schulen und Universitäten wurden ge- schlossen, öffentliche Veranstaltungen untersagt und Be- triebsbeschränkungen für viele Unternehmenssektoren ausgesprochen. Gleichzeitig wurden staatliche Unterstüt- zungen für Unternehmen und Haushalte wie Liquiditätsun- terstützungen, Steuerstundungen, Kreditgarantien und das Kurzarbeitsprogramm beschlossen. Die Ausbreitung des Vi- rus konnte eingedämmt werden und erste Lockerungen wurden vorzeitig ausgesprochen. Die Wirtschaft schrumpfte im Quartalsvergleich im ersten Quartal mit –2,4 % und im zweiten Quartal mit –10,7 % zwar stark, im Vergleich zu den restlichen europäischen Ländern aber vergleichsweise ge- ringer. Größere Spannungen blieben am Arbeitsmarkt aus, die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vorjahr per Ende Mai um nur 0,9 %-Punkte auf 5,4 % an. Im Vorjahr profitierten die österreichischen Banken weiterhin von der günstigen Konjunktur. Das konsolidierte Periodener- gebnis lag 2019 bei 6,7 Mrd. Euro. Dank dieser stabilen Er- tragslage sind die österreichischen Banken laut der österreichischen Nationalbank gut für die aktuelle Krise vor- bereitet. Steiermark Auch die Steiermark konnte sich nicht den nationalen und internationalen Entwicklungen verschließen. Diese verur- sachten einen raschen Anstieg der Arbeitslosigkeit: Mit Stand Ende Juni waren 46.768 Personen beim Arbeits- marktservice (AMS) Steiermark als arbeitslos vorgemerkt – gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von 63,7 Pro- zent. Einschließlich der 6.883 Teilnehmerinnen und Teilneh- mer an Schulungen waren damit 53.651 Personen ohne Job. Ende März waren es noch 64.000 Arbeitslose, somit zeigte sich gegen Jahresmitte hin eine gewisse Erholung. Zurück- gegangen ist zuletzt auch die Zahl der in Kurzarbeit Befind- lichen. Unterschiedlich stark und zeitlich versetzt sind einzelne Branchen betroffen. Während etwa Tourismusbe- triebe unmittelbar unter dem Lock-down litten, wirkten sich länderspezifische Gegebenheiten und erschwerte Lieferket- ten zeitversetzt auf die Auftragsbücher der stark exportori- entierten Industrie der Steiermark aus. Gestützt durch die umfassenden Programme der Bundesregierung sowie durch die intensive Beratungs- und Finanzierungstätigkeit der Regionalbanken konnte die erste Phase jedoch ange- messen überbrückt werden.

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