Jahresfinanzbericht 2013

Ob Bekanntheit eine Belastung ist und warum er gerne mit dem Zug reist. Der österreichische Schauspieler Wolfram Berger über sein Leben als Berühmtheit und Privatperson. Wie gehen Sie mit Ruhestörungen um? Leider lassen sich diese ja nicht immer vermeiden. Es kommt darauf an, was man als Ruhestörung emp- findet. Ich bin meist am kreativsten und kann fast am besten nachdenken, wenn es um mich herum gleich- mäßig laut ist. Zum Beispiel in einem vollen Lokal. Die Kunst ist es, sich dann in einen Konzentrationskokon zurückzuziehen. Das ist ein absolut tolles Gefühl. Sie stehen oft im Fokus der Öffentlichkeit: Ist Ihnen Ihre Bekanntheit oder die Anonymität als Privatperson wichtiger? Das ist relativ. Einerseits freut es mich, wenn man mir freudig zuwinkt und sagt, dass ich der Beste bin. Wenn einem aber ganze Busladungen auf die Schulter klopfen wollen, flüchtet man lieber. Wir sind hier am Bahnhof und der Zug ist ein öf- fentlicher Ort. Was fasziniert Sie an der Reise mit dem Zug? Wäre es nicht diskreter, mit dem Auto zu fahren? Das Auto ist manchmal praktischer. Für mich ist es z. B. ein absolutes Vergnügen, mit dem Vehikel und Musik über sonnige Hügel zu bummeln oder über endlose, schnurgerade amerikanische Wüstenstra- ßen zu schlendern. Ich fahre aber auch sehr gerne mit dem Zug. Ich schaue aus dem Fenster und die Zeit, die Gedanken und Träume rattern im gleichmäßigen Rhythmus dahin. Da fallen mir oft die besten Dinge ein. Zugfahren ist für mich absolut kreativ und „Unter- wegs-Sein“ ist sowieso meine Lebensphilosophie. Und sehr wichtig beim Zugfahren: Meistens hat man keinen Gegenverkehr! Muss man vor zu viel Öffentlichkeit Angst haben? Nicht direkt Angst, aber es kann schon unangenehm werden. In meinem Fall hält sich das allerdings sehr in Grenzen. Bevorzugen Sie die Abgeschiedenheit in einer Berghütte oder einen urbanen Ort der Öffentlich- keit, umgeben von Menschen? Wenn ich nicht ewig alleine bleiben muss, ist mir die Berghütte lieber. Oder ein leerer Strand. Im Zuschau- erraum schätze ich die Einsamkeit allerdings nicht so sehr. Da haben Einsamkeit und Stille eher einen scha- len Beigeschmack. Braucht jemand, der zur Ruhe kommen will, Stille? Besser ist es allemal. Aber man kann auch in ange- nehmer Gesellschaft gut zur Ruhe kommen, oft bes- ser, als wenn man einsam im stillen Kämmerlein hockt. Du kannst sowohl im Sitzen als auch im Laufen me- ditieren und zur Ruhe kommen. Auch Ekstase kann beruhigen. Radikaler Themenwechsel: Wenn Sie eine Bank führen würden, was wäre für Sie das Wichtigste? Eine Bank, die sich das antut, muss erst erfunden wer- den. Oder ich müsste selbst eine gründen, und das habe ich in nächster Zeit nicht vor. Mit meinen Erspar- nissen gehe ich nicht einmal an die Börse. „Mir ist die Berghütte l ieber.“ Wolfram Berger ist Schauspieler, Regisseur, Kabarettist, Sän- ger, Entertainer und Produzent bei Film, Theater, Radio und TV. Der gebürtige Grazer legte nach seiner Schauspielaus- bildung eine Bilderbuchkarriere im In- und Ausland hin und wurde für seine Tätigkeit mehrfach ausgezeichnet, etwa als „Schauspieler des Jahres“ 2001 (ORF), mit dem „Nestroy“ 2004, dem „Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark“ 2011 oder mit dem „Ö1-Hörspielpreis der Kritik“ 2012. 0 8 K omm e n ta r

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