Halbjahresfinanzbericht 2015
HALBJAHRESLAGEBER I CHT 2 0 1 5 5 Bericht über den Geschäftsverlauf und die wirtschaftliche Lage Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2015 Die EZB war in der Eurozone im ersten Halbjahr mit dem im Jänner angekündigten und im März gestarteten An- kaufsprogramm stark marktbestimmend. Die Zweifel des Marktes bezüglich der Umsetzbarkeit der 60 Milliarden Euro großen, monatlichen Wertpapierankäufe wurden nach wenigen Wochen ausgeräumt. Unterdessen hellten sich die Wirtschaftsdaten in der Eurozone auf. Getrieben vom günstigen Ölpreis, der Euro-Abwertung (-10 % gegenüber dem US-Dollar bzw. -13 % gegenüber dem Schweizer Franken) und dem niedrigen Zinsniveau konnte das Wachs- tum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quar- tal auf 0,4 % zulegen (nach 0,3 % im letzten Quartal 2014). Die Investitionen der Unternehmen im Euroraum konnten sich dem Konsum als Wachstumstreiber anschließen. Die Wirksamkeit der EZB-Maßnahmen zeigte sich im ersten Halbjahr mit der verbesserten Lage der Kreditvergabe an den privaten Sektor (die mit einem jährlichen Wachstum von 0,1 % im Mai nach 3 Jahren den negativen Bereich verlassen konnte) und der Stabilisierung der Inflationser- wartungen. Die Eurostat-Schätzung zeigte für Juni eine Steigerung der Konsumentenpreise von 0,3 % (nach 0 % im April und -0,6 % im Jänner). Die Befürchtung einer De- flationsspirale konnte dadurch abgeschwächt werden. Dass sich die wirtschaftliche Erholung des Euroraums im ersten Halbjahr gefestigt hat, machte sich ab Ende April auch auf den Zinsmärkten bemerkbar: Seit dem histori- schen Tief im April, welches im Kontext von Deflations- ängsten erreicht wurde, stiegen die Zinsen um ca. 80 Basispunkte wieder deutlich an. Aus politischer Sicht tauchte das Thema Griechenland wieder auf, als die linksgerichtete Partei Syriza die Wahlen in Griechenland Anfang des Jahres gewann. Die Verhand- lungen über ein neues Hilfsprogramm zogen sich über Wochen. Erst Anfang Juli kam es zur Einigung mit der Eurogruppe, die tatsächliche Umsetzung ist jedoch weiter- hin unsicher. In den USA stand immer wieder die Frage im Mittelpunkt, wann die Zinserhöhung der FED stattfinden wird. Gegen eine baldige Zinserhöhung sprechen folgende Faktoren: Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal hat mit -0,7 % enttäuscht. Die Ursache ist größtenteils in der schlechten Wetterlage Anfang 2015 sowie in Streiks in den größten Häfen der Westküste zu finden. Mit einem Ölpreis unter 60 US-Dollar pro Barrel wurden auch die Investitio- nen im Ölsektor weniger. Diese negativen Faktoren sind aber von temporärer Natur und deren Einfluss verschwand zunehmend. Jedoch wuchs der Konsum trotz positiver Einflussfaktoren (verbesserter Arbeitsmarkt, niedrige Ener- giepreise) nur moderat. Die über 10 % reale Aufwertung des Dollars wirkt zusätzlich wachstumshemmend. Ende Juni haben sich somit die Erwartungen einer Zinserhöhung um 3 bis 6 Monate nach hinten verschoben. Die japanische Wirtschaft hat sich leicht erholt und konnte zwei Quartale in Folge ein positives Wachstum ausweisen: Im ersten Quartal 2015 wuchs die japanische Wirtschaft um 0,6 %. Ausschlaggebend waren der private Konsum (0,4 %) sowie die um den Wohnbau bereinigten Investitio- nen, welche das erste Mal seit der Mehrwertsteuererhö- hung im April 2014 wieder gestiegen sind (1,8 %). Hingegen war das Wachstum in China im ersten Quartal schlechter als erwartet. Mit nur 7 % ist dies der niedrigste Wert seit dem Tief inmitten der globalen Finanzkrise vor sechs Jahren. Die chinesische Notenbank reagierte mit erneuten Zinssenkungen – weitere unkonventionelle Maß- nahmen werden noch erwartet. Im Juni haben Wirt- schaftsindikatoren jedoch auf eine Stabilisierung hingedeutet. Das erste Halbjahr war in Österreich von der Russ- land/Ukraine-Krise geprägt. Das Augenmerk war dabei besonders stark auf die heimische Bankenlandschaft mit ihrem starken Osteuropa-Engagement gerichtet. Die Wirt- schaftskennzahlen aus Österreich im ersten Halbjahr 2015 waren wenig erfreulich. Im ersten Quartal konnte das Wirt- schaftswachstum mit 0,1 % nicht mit der Erholung in der Eurozone mithalten. Besonders die Investitionen kamen mit 0,8 % nicht in die Gänge. Auch der private Konsum bzw. die Exporte liefern nur schwache Beiträge. Am 1. Jänner 2015 trat die europäische Bankenabwick- lungsrichtlinie (BRRD – Bank Recovery and Resolution Directive) in Kraft. Diese Richtlinie steckt den Rahmen für die Sanierung und Abwicklung von Banken in der EU ab. In Österreich wurde mit der Umsetzung der BRRD durch das Bundesgesetz über die Sanierung und Abwicklung von Banken (BaSAG) ein nationaler Rechtsrahmen für den Umgang mit Banken in Schieflage geschaffen. Das BaSAG soll einen geordneten Marktaustritt von Ban- ken gewährleisten – ohne signifikante negative Auswirkun- gen auf die Finanzstabilität bei gleichzeitigem Schutz von
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